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Dienstag, 31 Januar 2017 13:29

Eine Depression erkennen und richtig behandeln

Unter dem Motto „Bitte stör mich! – Aktiv gegen Depression“ will das Gesundheitsamt ein Bewusstsein für seelische Erkrankungen schaffen und über den Umgang damit informieren. „Eine Depression kann jeden treffen“, macht Dr. Stefan Günther, Leiter der Humanmedizin am Gesundheitsamt, bei einem Pressegespräch deutlich.

„Bitte stör mich“ ist als Aufforderung zu verstehen, Menschen, die an Depression erkrankt sind nicht allein zu lassen, sondern ihnen aktiv zu helfen. „Jeder hat mal eine traurige Phase, aber die geht vorbei“, so Gesundheitsamtsleiter Dr. Karl Breu. Bei Menschen, die an einer Depression leiden, ist das anders. „Sie fühlen sich wie in einem Loch“, erklärt Breu, „Depressive sind traurig auch ohne Anlass“. Wichtig ist daher zu wissen, wie die Krankheit erkannt werden kann. Eine große Rolle kommt hier der Familie und den Freunden zu.

Zu den Symptomen einer Depression gehören: gedrückte Stimmung, scheinbar grundloses Weinen, Freudlosigkeit – schöne Dinge werden nicht mehr wahrgenommen -, viel Grübeln, Antriebslosigkeit und Interessensverlust, Schlafprobleme, Rückzug aus dem sozialen Leben, Zukunftsängste und innere Getriebenheit. Frau Dr. Maria Epple, leitende Oberärztin der kbo Lech-Mangfall-Klinik in Peißenberg erklärt, dass die Krankheit oft schleichend ist und der Betroffene nicht mehr wie gewohnt in der Gesellschaft funktioniert – er hat Probleme in der Arbeit, er zieht sich zurück.

"Wichtig ist, Depressionen ernst zu nehmen. So ist in sieben der 22 Suizidfälle im Landkreis (2016) Depression die Ursache." Außerdem gebe es noch eine hohe Dunkelziffer im Bereich der Suizidversuche oder beim Gedanken an einen Suizid. Auf Platz zwölf der häufigsten Erkrankungen bei Krankschreibungen sind Depressionen“, so Günther. Menschen aus den Berufsgruppen Bank-, Versicherungs-, Gesundheits- und Erziehungswesen sind am häufigsten betroffen. Darüber hinaus erkranken mehr Frauen als Männer. Die Studie vom Robert Koch-Institut „Gesundheit in Deutschland aktuell 2012“ legt nahe, dass 13 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer sich seelisch belastet fühlen. „In der Klinik in Peißenberg werden rund 300 Patienten im Monat behandelt. Unser Ziel ist es, dass es zurück in den Alltag geht“, so Epple. Depression ist eine „gut behandelbare psychische Erkrankung“, macht sie Mut. Eine Vielzahl von Angeboten im Landkreis sollen betroffenen Menschen, wie auch Angehörigen und Freunden, helfen, mir der Depression richtig umzugehen. Dazu gehört auch die Beratungsstelle für psychische Gesundheit im Landkreis. „Zu uns können alle kommen, wenn es ihnen psychisch schlecht geht“, betont der Leiter Bernhard Richter. Für ihn ist es wichtig, dass zum Beispiel die Angehörigen einen Depressiven nicht im Stich lassen. Auch wenn es schwer ist. Sie sollten aber nicht vergessen, dass sie den Betroffenen aus der Depression nicht alleine herausholen können und dass Selbstaufopferung nicht der Weg ist. „Ich finde schon, dass es eine Herausforderung ist, einen depressiven Menschen zu Hause zu haben“, so Richter. Umso mehr Bedeutung kommt der Hilfe zum Beispiel durch psychologische Betreuung, Beratung oder auch Selbsthilfegruppen zu. „Wir haben eine gute Versorgung mit Diensten“, so Breu. „Was im Landkreis fehlt ist eine stationäre Einrichtung.“ Informationen zu Psychiatern, Psychotherapeuten sowie Beratungsstellen liegen in einem Faltblatt des Gesundheitsamtes aus.

Damit bereits Jugendliche den richtigen Umgang mit Depressionen lernen, wird zum Beispiel am Gymnasium mit der elften Klasse ein Projekt durchgeführt. Das Konzept, wie Petra Regauer von der Gesundheitsförderung vorstellt, sieht auch einen Klinikbesuch und Referenten, die in der Klasse zum Thema informieren, vor. Die Schüler sollen sich dann in Gruppen mit der Depression auseinander setzten und Figuren dazu erstellen. In einer Ausstellung werden diese dann gezeigt.

Hilfe und Beratung

Quelle: Auszug aus dem am 30.11.2016 im Kreisbote Weilheim-Schongau erschienenen Artikel
„Wenn das Glas immer halb leer ist“
Foto: Gesundheitsregionplus
 
Bildunterschrift v. li.: Veronika Moosmang, Leiterin der Gesundheitsregion Plus; Petra Regauer, Leiterin des Sachgebietes Gesundheitsförderung; Bernhard Richter, Leiter der Beratungsstelle für Psychische Gesundheit im Landkreis; Dr. Karl Breu, Leiter des Gesundheitsamtes; Dr. Stefan Günther, Leiter Humanmedizin und Dr. Maria Epple, leitende Oberärztin der kbo Lech-Mangfall-Klinik Peißenberg