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Donnerstag, 12 Mai 2016 14:36

Tipp im Juli: Psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen - Was ist ADHS?

ADHSADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung und bezeichnet eine Verhaltensstörung von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen, die durch Auffälligkeiten in folgenden drei Kernbereichen gekennzeichnet ist: Starke Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, starke Impulsivität und ausgeprägte körperliche Unruhe (Hyperaktivität).

Allerdings müssen nicht notwendigerweise alle drei Kernbereiche auffällig sein. Je nach Schwerpunkt in der Symptomatik jedes Einzelnen gibt es verschiedene Unterformen von ADHS. Außerdem weisen viele Kinder und Jugendliche mit ADHS weitere psychische Störungen, Auffälligkeiten oder Probleme auf. Die Störung ist häufig und tritt bei rund 5% aller Kinder und Jugendlichen auf. Bei Jungen ist ADHS häufiger zu beobachten. 

Der charakteristische Verlauf von ADHS beginnt üblicherweise bereits vor der Einschulung. Die Symptomatik schwächt sich im Jugendalter häufig ab, kann aber bis ins Erwachsenenalter hinein bestehen bleiben.

Wie wird ADHS festgestellt?

Die Diagnostik von ADHS ist sehr umfangreich. In der Regel werden dazu mehrere Untersuchungstermine in einer spezialisierten Praxis benötigt. Die Untersuchung beinhaltet die Feststellung der Symptomatik und zusätzlicher Kriterien, die für eine Diagnose vorliegen müssen. Da die Symptome von ADHS auch bei anderen Störungen auftreten können, muss der Untersucher überprüfen, ob die Symptomatik durch eine andere Störung besser erklärt werden kann. Wenn die Diagnose sicher ist, stellt sich noch die Frage, ob zusätzliche Probleme vorliegen. Wesentlicher Bestandteil einer solchen Untersuchung ist das Untersuchungsgespräch mit den Eltern und dem Kind, in dem Informationen erfragt werden und eine Verhaltensbeobachtung des Kindes bzw. des Jugendlichen stattfindet. Zusätzlich werden häufig Fragebögen eingesetzt und testpsychologische Untersuchungen durchgeführt. Die körperliche Untersuchung dient der Erfassung körperlicher Erkrankungen und möglicher körperlicher Ursachen für die psychischen Probleme. An diesen Untersuchungen, können mehrere Berufsgruppen beteiligt sein. Es gibt verschiedene Anlaufstellen für Eltern, um eine solche Untersuchung bei ihrem Kind durchführen zu lassen.

 Was können Eltern selbst tun?

Sie als Eltern können Ihr Kind bei der Bewältigung der ADHS ihn hohem Maße aktiv unterstützen. Dies können Sie auf verschiedene Weise anpacken. Es besteht die Möglichkeit, Elternratgeber zur Hilfe zu ziehen sowie Unterstützung im Rahmen eines Elterntrainings oder einer verhaltenstherapeutischen Behandlung in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus bieten Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe eine gute Möglichkeit zum Austausch, zur Unterstützung und Beratung. Besonders wichtig ist es, dass Eltern den typischen Teufelskreis erkennen, in den sie so gut wie immer geraten. Dieser Teufelskreis kann dazu führen, dass Eltern das Gefühl bekommen, ihr Kind nur noch ermahnen oder bestrafen zu müssen und sie immer weniger schöne Erfahrungen mit ihrem Kind teilen können. Versuchen Sie diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Damit können Sie die Verhaltensprobleme Ihres Kindes in der Familie vermindern.

Orientieren Sie sich hierfür an neun Grundprinzipien:

1. Erkennen Sie den Teufelskreis!

2. Stärken Sie die positive Beziehung zu Ihrem Kind!

3. Tun Sie etwas für sich selbst!

4. Stellen Sie klare Regeln auf!

5. Loben Sie Ihr Kind!

6. Versuchen Sie nicht, perfekt zu sein!

7. Seien Sie konsequent!

8. Versuchen Sie, die Probleme vorherzusehen!

9. Bleiben Sie möglichst gelassen!

Wo bekomme ich Hilfe?

Es gibt eine Vielzahl von Therapien und Hilfen, aber nur wenige sind so gut wissenschaftlich untersucht, so dass sie von Fachleuten als wirkungsvoll eingestuft werden können. Von Fachverbänden werden folgende Therapieverfahren zur Behandlung der Kernsymptome von ADHS empfohlen: Grundlage jeder weiteren Behandlungsmaßnahme sind die Information von Eltern und Kind zu dem Störungsbild ADHS und zu Behandlungsmöglichkeiten sowie ihre Beratung zum Umgang mit den alltäglichen Problemen, die sich daraus ergeben.

Die Verhaltenstherapie umfasst:

(1) familienbezogene Maßnahmen einschließlich Elterntrainings zur Verminderung der Verhaltensprobleme des Kindes in der Familie

(2) kindergarten- oder schulbezogene Maßnahmen zur Verminderung der Verhaltensprobleme des Kindes im Kindergarten oder in der Schule

(3) patientenbezogene Maßnahmen, bei denen der Therapeut mit dem Patienten arbeitet, um die Kernsymptome von ADHS zu vermindern.

Die medikamentöse Therapie kann sehr wirkungsvoll sein. In Deutschland gibt es Medikamente mit den Wirkstoffen Methylphenidat, Dexamphetamin und Atomoxetin, die zur Behandlung der ADHS im Kindes- und Jugendalter zugelassen sind.Leitlinien von Fachgesellschaften beschreiben, welche Therapie wann für die Behandlung einer ADHS eingesetzt werden soll und wann eine Kombination verschiedener Therapien notwendig ist.

Viele Kinder und Jugendliche benötigen ergänzend zu einer Behandlung der ADHS, zusätzliche Therapien für andere Probleme (z.B. Sprachtherapie, Krankengymnastik, Mototherapie, Ergotherapie). Neben Therapiemöglichkeiten gibt es noch weitere Hilfen für Kinder und Jugendliche mit ADHS sowie für ihre Familien. Hierbei handelt es sich um Selbsthilfegruppen, gezielte Förderungen schulischer Leistungen und Hilfen für Familien durch das Jugendamt.

Weiterführende Informationen:

Eine Übersicht über Therapeuten in Ihrer Nähe gibt Ihnen der Flyer: „Rat und Hilfe“ des Gesundheitsamts Weilheim-Schongau, den sie hier herunterladen können.

Unsere Hausmesse am 19.07.2016 in den Räumen des Gesundheitsamts Weilheim, Eisenkramergasse 11 (im Sparkassenforum) hat das Thema „Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“. Schauen Sie zwischen 10:00 und 16:00 vorbei und informieren Sie sich, auch zum Thema ADHS. Es lohnt sich!

Bildrechte: fotolia -  „Zwei Kinder lesen“ © S.Kobold